Thema, Finanzen

Nachhaltig investieren in grüne Finanzprodukte – sinnvoll fürs Klima?

6. März 2024
Durch finanzielle Faulheit zum Klimaschützer! BlackRock Manager erklärt wie!
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von Gianluca Purzer

Grün. Nachhaltig. Ökologisch. Diese Begriffe schmücken nachhaltige Finanzprodukte im 21. Jahrhundert. Alles Greenwashing, so ein ehemaliger BlackRock Manager. 

Wie wichtig ist dir nachhaltiges Investieren? Bei vielen Finanz-affinen Menschen beginnt und endet das Engagement für den Klimaschutz mit einer Umstrukturierung des eigenen Investmentportfolios. BlackRock ist der größte Vermögensverwalter der Welt. Dessen Chief Executive Officer Larry Fink fordert 2018 von der Finanzbranche ein radikales Umdenken. Unternehmen müssten anfangen, ihre Rolle in und für die Gesellschaft anzuerkennen und zukünftig nicht mehr nur Gewinne anzustreben. 

Das Versprechen  

Tariq Fancy ist inspiriert von den Worten Finks und heuert bei BlackRock an. Die Nachfrage nach grünen Finanzprodukten explodiert. Er wird Chief Investment Officer für nachhaltige Investitionen. Fancy ist zuständig für den Verkauf von grünen Fonds an Privatanleger. Darunter auch „Low Carbon ETF‘s“. ETF steht für „Exchange Traded Fund“ und ist eine Art Warenkorb, der mit unterschiedlichen Aktien gefüllt ist. In diesem Fall gibt eine Zertifizierungsstelle vor, wie viele Aktien des Korbes Nachhaltigkeitskriterien erfüllen müssen, um den ganzen Korb „nachhaltig“ zu nennen. Mit Windparks und großen Infrastrukturprojekten lässt sich jedoch weniger und langsamer Geld verdienen, als mit Erdöl und Kohle. Eine unterschiedliche Gewichtung der Aktienanteile verspricht “Low Carbon ETFs” dennoch marktübliche Renditen. In der Theorie sollten dadurch die Finanzierungskosten für Unternehmen mit einer schwachen CO2 Bilanz erhöht werden und sie zwingen, weniger zu emittieren. Eine gefährliche Illusion, meint Fancy. 

Boykott ist nicht gleich Boykott 

Unternehmen und Bildungsinstitutionen rühmen sich seit einigen Jahren damit, dass sie umweltschädliche Aktien aus ihrem Portfolio werfen und so das Klima schützen. Dabei werden Boykott und Desinvestition gerne vermischt, obwohl es einen klaren Unterschied gibt. Bei einem Boykott schließen Personen ein Unternehmen aus dem regelmäßigen Geschäftsverkehr aus, indem sie das Produkt nicht mehr kaufen. Das Unternehmen verliert Einnahmen und muss die Strategie ändern. Bei einer Desinvestition werfen Anleger Aktien eines Unternehmens ab. Die Wirkung geht über eine Stigmatisierung nicht hinaus. Zum einen finanziert sich ein Unternehmen nicht aus dem Aktienhandel auf dem Sekundärmarkt. Das bedeutet, dass ein Privatanleger in den meisten Fällen Aktien nicht direkt von der Firma kauft, sondern von einem anderen Privatanleger. Zum anderen setzt der Verkauf einen Kauf voraus und es gibt mittlerweile spezialisierte Firmen, die nur solch abgestoßene Aktien aufkaufen.   

Zum Profit gezwungen 

Wie radikal Fink‘s Aussage ist, wird erst in Anbetracht der 1970 publizierten „Friedmann doctrine“ deutlich. Milton Friedmann postuliert, dass die soziale Verantwortung eines Unternehmens alleine darin liege, den Profit für die Besitzer zu steigern. Firmen müssen in erster Linie Profit erwirtschaften.  Fancy meint, CEO‘s hätten wenige Anreize, nachhaltig bzw. langfristig zu denken. Der CO2Preis sei viel zu niedrig und die Gehaltsboni direkt von kurzfristigen Profiten abhängig. Der betriebswirtschaftliche Zwang sei daher selten mit dem Gemeinwohl vereinbar.  

Was ist die nachhaltigste Investition?  

Die lange Inkubationszeit der Klimakrise lässt uns glauben, freiwillige und individuelle Taten seien ausreichend. Sie lässt uns glauben, wir könnten mit denselben Werkzeugen das Problem lösen, die es verursacht haben. Die ausbreitende Trockenheit und die plötzlichen Wetterumschwünge zeigen, dass der Wirtschaftsraum Tirol nicht von den Folgen der Klimakrise ausgenommen ist. Wenn wir weiterhin an alten Strukturen festhalten und lediglich die Fassade begrünen, ist ein schmerzhaftes Erwachen unumgänglich. Fancy kommt zu dem Schluss, dass nachhaltiges Investieren nicht den erhofften Effekt haben wird. Für Privatanleger ist daher keine Investition die nachhaltigste Investition. Klimaschutz durch Faulheit.

 
Quellen:
Gianni

Gianni

Redakteur