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Brain-Computer Interface

19. Dezember 2024
Science-Fiction oder reale Zukunftsvision?
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von Arjang Taban-Shomal

Jeder von uns hat bestimmt schon einmal in seinem Leben einen Science-Fiction-Film gesehen, ein Buch gelesen oder ein Videospiel dieses Genres gespielt. Sei es eine kybernetische Person, die halb Mensch und halb Maschine ist, Menschen, die in großen Weltraumschiffen durch das Universum reisen, oder Autos, die wie Flugzeuge durch die Welt fliegen. Kann bei diesen Storys nicht auch etwas Wahres dahinterstecken?

Im Grunde ist Science-Fiction nichts anderes als fiktionale Techniken und wissenschaftliche Leistungen, die momentan noch nicht erreicht wurden, aber in der Zukunft plausibel erscheinen. Zugegeben, solche Storys neigen gern dazu, zu übertreiben. Ein Beispiel ist der Film Zurück in die Zukunft 2 aus dem Jahr 1989, in dem man ins Jahr 2015 reist und dort fliegende Autos oder schwebende Skateboards, sogenannte Hover-Boards, sieht. Wir leben fast schon 10 Jahre nach dieser fiktiven Welt und haben weder fliegende Autos noch Hoverboards. Aber heißt das, dass all diese fiktiven Geschichten nie wahr werden?

Vielleicht haben wir noch keine fliegenden Autos, aber dafür gibt es bereits Gehirn-Implantate, mit denen man sich mit einem Computer verbinden und ihn sogar nur mithilfe seiner Gedanken steuern kann. Was vor Jahren noch reine Science-Fiction war, ist nun Wirklichkeit geworden. Diese Technologie nennt sich Brain-Computer Interface (BCI). Menschen, die durch Lähmungen eingeschränkt sind, soll dieses Implantat die Möglichkeit geben, bestimmte Aufgaben im Alltag über einen Computer eigenständig zu erledigen.

Besonders faszinierend an dieser Technologie ist, dass das Gehirn nicht einmal geöffnet werden muss, wie bei anderen Implantaten. Die australische Firma Synchron, mit Hauptsitz in Melbourne, hat es sich seit 2012 zur Aufgabe gemacht, eine minimal-invasive Methode zu entwickeln und das Risiko eines Hirnschadens zu minimieren. Dies scheint ihr gelungen zu sein.

Die Methode funktioniert ähnlich wie das Einsetzen eines Stents in die Herzkranzgefäße. Nur dass man nicht ins Herz geht, sondern in das Gehirn über die Hirnvenen. Ein Zugang wird über die Vena jugularis interna geschaffen, und durch diese dringt man in die verbundenen Hirnvenen vor. Das Implantat, genannt Stentrode, wird in einer Hirnvene im Bereich des motorischen Kortex platziert. Dort leitet es die Signale an ein kabelloses Gerät weiter, das dann mit anderen Geräten kommuniziert. Das gesamte System nennt sich Synchron Switch.

Natürlich gibt es auch Risiken, wie die Möglichkeit von Verklumpungen in den Hirnvenen, was zu einem Schlaganfall führen könnte. Bei dieser Methode soll das jedoch nicht passieren, da sich das Implantat hauchdünn an die Venenwände anlegt und innerhalb von 90 Tagen quasi wie ein Tattoo in die Venenwand integriert wird. Dennoch müssen die Patienten lebenslang Aspirin nehmen, ähnlich wie bei einem herkömmlichen Stent. Aber diese Methode ist viel weniger invasiv und birgt ein weitaus geringeres Risiko als andere Gehirnimplantate, die eine Schädelöffnung erfordern.

 

Bisher haben zehn Patienten dieses Implantat erfolgreich erhalten, und umfangreichere klinische Studien haben begonnen. Wenn diese und eine entscheidende Schlüsselstudie abgeschlossen sind, könnte der Weg für die kommerzielle Nutzung geebnet werden. Die bisherigen Ergebnisse sind sehr vielversprechend, so sehr, dass sogar Jeff Bezos und Bill Gates in dieses Projekt investiert haben. Synchron hat somit insgesamt 145 Millionen Dollar zur Verfügung und gehört zu den drei bestfinanzierten Brain-Computer-Interface-Studien weltweit. Das bekannteste Implantat ist derzeit Neuralink von Elon Musk.

Allerdings ist ein solches Implantat von Synchron nicht gerade billig. Es kostet zwischen 50.000 und 100.000 Dollar. Wenn wir heute bereits Computergeräte mit unseren Gedanken steuern können, stellt sich die Frage: Wo werden wir in der Zukunft die Grenzen ziehen? Wenn Science-Fiction plötzlich keine Fiktion mehr ist, was erwartet uns dann noch in naher Zukunft?

Stets die Vorfahrt in der Technik beachten. © (1). 

Arjang Taban-Shomal

Arjang Taban-Shomal

Redakteur

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