„Wie lange bist Du Feminist:in?“
„Solange Diversität in der Medizin erst in geringer Dosis vorhanden ist, bin ich Feministin.“
Vielleicht haben sich einige von euch die Frage gestellt, was das eigentlich ist?
Es handelt sich um das Kunstprojekt „SOLANGE“, das von Katharina Cibulka in Kooperation mit ihrem Team [1] ins Leben gerufen wurde. Es könnte euch auch aufgefallen sein, dass es genau am 08. März angebracht wurde – am internationalen Weltfrauentag. Es handelt sich um ein feministisches Projekt.
Die Künstlerin versteht unter Feminismus eine bunte, vielseitige Bewegung, die sich für Gleichberechtigung einsetzt und zum Ziel hat, dass sich alle Menschen auf Augenhöhe begegnen.
© Katharina Cibulka.
Und was steckt jetzt genauer dahinter?
Das riesige – handbestickte –Kunstwerk soll auf bestehende gesellschaftliche Missstände hinweisen und sensibilisieren; das nicht nur bei uns: Die Staubschutznetze werden in verschiedenen Städten auf der ganzen Welt an Baustellengerüsten montiert und
feministische Forderungen so deutlich gemacht; gesellschaftliche Machtstrukturen sollen hinterfragt werden.
Das Handwerk „Sticken“ ist traditionell weiblich konnotiert, im Kontrast dazu wird es auf Baustellengerüsten angebracht – einer Männerdomäne.
Gegen die Konvention werden die Sprüche mit Tüll und Kabelbindern aufgestickt – wieder ein Kontrast.
„SOLANGE“ möchte unübersehbar auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam machen und hat zum Ziel, zu Diskussionen anzuregen, eine Debatte loszulösen. Begriffe wie „Diversity“ und „Equality“ werden dabei stärker in die Gesellschaft eingeführt und mit positiver Energie beladen. Wortwitz und Humor sollen „Feminismus“ zu einem gesellschaftlichen Thema machen, den Begriff wieder positiv konnotieren.
Das alles soll ohne Anklage geschehen. Aus diesem Grund wurde auch bewusst die unpolitische, aber trotzdem auffallende Farbe „Magenta“ ausgewählt.
Jeder Spruch ist gut überlegt und an die jeweilige Umgebung und das Gebäude angepasst. Durch viele inspirierte Personen, die sich über Instagram mit eigenen Sätzen melden, bekommen Katharina Cibulka und ihr Team einen Überblick darüber, welche Themen die Leute beschäftigen.
© Katharina Cibulka.
Was bedeutet Diversität in der Medizin und Wie kam das Projekt zur „medizinischen Universität Innsbruck“?
Aktuell fokussieren sich Forschung, Diagnostik, Therapie und Lehre in der Medizin immer noch vorrangig auf weiße Männer. Diversität würde aber bedeuten, dass die Vielfalt der Geschlechter sowie ethnische und sozioökonomische Faktoren in alle Erkenntnisse und in die Lehre miteinbezogen werden. Ziel wäre eine auf jedes Individuum zugeschnittene Medizin. Derzeit ist man allerdings noch weit von so einer Ideal-Situation entfernt und deshalb ist es wichtig, dass angehende Mediziner:innen mit der Disziplin Gender Medizin und Begriffen wie Diversität in Berührung kommen.
Auch im Studium und Arbeitsfeld der Medizin ist noch wenig Diversität vorhanden, die Chancen jeder/s Einzelnen bleiben abhängig von Geschlecht, Ethnie und sozialer Herkunft. Sexismus, Rassismus und Diskriminierung sind oft immer noch klinischer Alltag. Es ist also wichtig für diese Themen zu sensibilisieren und mehr Bewusstsein zu schaffen, wofür sich ein Gebäude der medizinischen Universität Innsbruck, an dem täglich viele (angehende) Mediziner:innen, medizinisches Fach- und Pflegepersonal und Patient:innnen vorbei gehen, besonders gut eignet.
Gender Medizin wurde als bedeutsame Fachdisziplin in dem Lehrplan der „medizinischen Universität Innsbruck“ verankert und dadurch etabliert sie sich als Vorreiterin im gesamten deutschsprachigen Raum.
Im Rahmen des Diversitas-Preises und in Zusammenarbeit mit Frau Prof.in Dr.in Hochleitner, Professorin für Gender Medizin, wurde schließlich das Kunstprojekt realisiert und an der Fassade des Hauptgebäudes angebracht.
Falls Ihr jetzt neugierig seid, könnt ihr bis August das bestickte Netz an unserem Hauptgebäude sehen. Wenn Ihr mehr von „SOLANGE“ mitbekommen oder euch noch weitere Netze ansehen möchtet, besucht den Instagram-Account (@solange_theproject).
[1]
In Kooperation mit: Tina Themel (Text /Redaktion), Vivian Simbürger (Stickerei), Birgit Schmolter Communications (Presse), Margarethe Clausen (Text Editing Englisch), Marie Themel (Instagram)
Elena
Redakteurin
