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Die Ausstellung des Vereins Freundeskreis Pesthaus

17. Oktober 2024
Im Rahmen des 20-Jahre-Jubiläums der Medizinischen Universität Innsbruck fand am 9.10.2024 die Eröffnung der medizinhistorischen Ausstellung statt, bei der faszinierende Einblicke in die Entstehungsgeschichte der Universität sowie des Vereins Freundeskreis Pesthaus gewährt wurden. Bis Mitte November findet die Ausstellung im Foyer vor dem Audimax statt, bei der eine Auswahl antiker Schriftwerke, histologischer Schnitte, Beatmungsmasken sowie weiterer einzigartiger Instrumente präsentiert wird. Der Medicus war bei der Eröffnung dabei.
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von Nicolas Bauder

2024 steht ganz im Zeichen des zwanzigjährigen Bestehens der Medizinischen Universität Innsbruck als eigenständige Universität und Forschungsstätte.

Wenige Tage nach der Jubiläumsfeier, in der u.a. unser Rektor Prof. Dr. Wolfgang Fleischhacker das Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich als Auszeichnung für seine psychiatrischen und neuropsychologischen Verdienste erhalten hatte, startete die Ausstellung des Vereins Freundeskreis Pesthaus am 9.10.2024 mit einem kurzen Vortrag über die Gründung des Vereins und die Verbindung zur Medizinischen Universität.

Die Veranstaltung hatte den Charme eines Klassentreffens langjähriger Freunde, die sich seit vielen Jahren kennen und austauschen. Nach einer kurzen Begrüßung des Rektors skizzierte der Vereinsobmann und Oberarzt an der Universitätsklinik für Pädiatrie I, Dr. Christian Lechner, die Eckdaten der Innsbrucker Medizingeschichte.

Und was soll man dazu sagen? Diese Skizze wirkt dabei wie eine wilde Achterbahnfahrt: Denn die Geschichte der universitären Bildungsangebote in Innsbruck ist wechselhaft und trotz ihres bedeutenden Alpenstandorts eng verwoben mit herausfordernden Entscheidungen, rigorosen Sparmaßnahmen sowie verlorenen bzw. abgewanderten Studiengängen nach Bozen/Trentino-Südtirol. Darum mag es nicht überraschend sein, dass wir uns mittlerweile in der dritten „Ausgabe“ der Medizinischen Fakultät (ab 1869) befinden, nachdem sie zweimal davor schon aufgelöst wurde.

Aber alle guten Dinge sind drei, sagt man, und so etablierte sich die Medizinische Fakultät 2004 als moderne, eigenständige Universität neben der Leopold-Franzens-Universität.

Der Verein Freundeskreis Pesthaus hatte zu diesem Zeitpunkt bereits auf fünf erfolgreiche Jahre Bestehen zurückgeblickt, in der er sich ganz der Erforschung der Geschichte von Gesundheit und Krankheit der Menschen verschrieb. Heuer ist es ein Vierteljahrhundert.

(1) Eröffnung durch Rektor Fleischhacker

(2) Vortrag des Obmanns Lechner 

(3) Der Sanitätskasten von 1939

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Leidenschaftlich wurde über die zahlreichen Veranstaltungen wie Studienfahrten (z.B. Schloss Hartheim am 8.6.2024), internationalen Kooperationen und das eigene Museum referiert – stets mit dem übergeordneten Ziel, Medizinhistorie für alle seit 25 Jahren greifbar zu machen. Oder zumindest in Glaskästen anschaulich zu gestalten.

Während der Mitbegründer und ehemalige MUI-Vizedekan Prof. Dr. Hartmann Hinterhuber über die juristisch-politischen Ursprünge des Vereins berichtete, schien Dr. Christian Lechner vor allem die Bedeutsamkeit des Museums unterstreichen zu wollen. 12500 Exponate, teilweise aus dem 18. Jahrhundert und mühsam zusammengesammelt aus aufgelassenen Arztpraxen und nicht-ärztlichem Inventar sprechen allerdings auch eine ziemlich eindeutige Sprache. Besonders stolz ist man auf einen in seiner Vollständigkeit einzigartigen Sanitätskastens aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, den der Vater des Vereinsgründers – Dr. hans Neuner – von Polen nach Tirol brachte.

Einige weitere Themen des Vortrags umfassten die Rolle der Innsbrucker Anatomie während des Nationalsozialismus und die Erfolgsgeschichte der Innsbrucker Transplantationschirurgie. (Zu letzterem Thema wird es einen gesonderten Beitrag geben.) Die Auseinandersetzung mit der Geschichte der Medizin ist entscheidend, um aus den Erfahrungen der Vergangenheit zu lernen und den Weg für zukünftige, innovative Gesundheitsversorgung zu ebnen.

Wer einige der Exponate selbst betrachten will: Die an die Veranstaltung anknüpfende Ausstellung „Medizin in Vitrinen“ ist für euch noch bis zum 14.11.2024 kostenlos im Foyer vor dem Audimax (Fritz-Pregl-Straße 3) zu sehen.

Insgesamt ist die Sammlung in der Landespflegeklinik in Hall in Tirol zu sehen (für weitere Infos hier klicken).

Ich persönlich finde am spannendsten den Vergleich histologischer Schnitte, einmal von aus den 30er Jahren und einmal von 2020, durch die sich der Fortschritt der präzisen Schnitttechnik in den letzten knapp hundert Jahren gut vergegenwärtigen lässt. Außerdem gibt es antiquierte Stoff- und Beatmungsmasken, die das Herz eines jeden geschichtsinteressierten Anästhesisten höherschlagen lassen. Und natürlich noch viel mehr, aber das solltest du dir am besten selbst anschauen!

(1) Martin Heidenhain war ein deutscher Anatom, der vor allem für die Entwicklung der nach ihm benannten Heidenhain-Eisenhämatoxylin-Färbung bekannt wurde, eine histologische Technik zur Darstellung von Zellstrukturen.

(2) Durch die Verwendung von Karbolsäure zur Desinfektion von Wunden und Instrumenten verringerte Joseph Lister das Risiko von Infektionen nach Operationen erheblich.

(3) Histologische Schnitte von MTA Frieda Untermeier, gefertigt an der LMU München um 1930. Daneben zum Vergleich moderne Schnitte aus dem Jahr 2020, an der Abteilung für Neuropathologie und Neurochemie der Med. Uni Wien von Mag. Dr. Lechner.

(4) Die Impffeder war ein kleines, spitzes Instrument, das genutzt wurde, um das Pockenvirus von einer Kuhpockenpustel auf die Haut eines Menschen zu übertragen, wodurch die erste erfolgreiche Schutzimpfung gegen Pocken möglich wurde.

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v.l.n.r.: Obmann Freundeskreis Pesthaus Dr. Christian Lechner, Uniratsvorsitzende Dr. Elisabeth Zanon, Prof.in Ursula Kiechl-Kohlendorfer, Prof. Dr. Hartmann Hinterhuber  ©  

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Genderhinweis: Allein aus Gründen der Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.
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Quellen (Text): 
Nicolas Bauder

Nicolas Bauder

Redakteur

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