
Von kleinen Sorgen und großen Heilungen – Was das Teddybärkrankenhaus Innsbruck so besonders macht

Seit vielen Jahren ist das Teddybärkrankenhaus ein Fixpunkt im Kalender der Med Uni Innsbruck – und das nicht nur für angehende MedizinerInnen und Pflegekräfte, sondern vor allem für jene kleinen Besucherinnen, die mit verletzten oder kranken Stofftieren in die Pädiatrie Innsbruck kommen.
Zwischen „Blut“abnahmen an überdimensionalen Bären, perfekten MRT-Bildern von Stoffhasen, fantasievollen Diagnosen und mutigen Häschen-OPs steckt aber viel mehr als nur Spiel: Es geht um Vertrauen, kindgerechte Kommunikation und die liebevolle Vermittlung medizinischer Themen, um den Kindern die Angst vor dem Krankenhaus zu nehmen.
Der Medicus hat mit einer langjährigen Organisatorin des Projekts gesprochen – über Begeisterung, Herausforderungen, neue Ideen und die leuchtenden Kinderaugen, die jedes Jahr aufs Neue selbst den größten Stress und Aufwand total lohnenswert machen.
Die Fragen stellte Nicolas Bauder (Chefredaktion des Medicus), die Antworten stammen von Jana Kurnik (Social Media-Leiterin des Teddybär-KH).
Was bedeutet es für dich persönlich, das Teddybär-KH mitzuorganisieren? Was motiviert dich, Jahr für Jahr so viel Herzblut in dieses Projekt zu stecken?
Ich mache beim Teddybärkrankenhaus mit, weil ich unglaublich gern mit Kindern arbeite und mir auch vorstellen kann, später in der Pädiatrie tätig zu sein. Außerdem begeistert es mich jedes Jahr aufs Neue, wie viel man mit einfachen, spielerischen Mitteln bewirken kann. Oft haben die Kuscheltiere eine Krankheit oder Verletzung, die die Kinder aus dem eigenen Umfeld kennen und können diese Verletzung und die damit verbundenen Einschränkungen dann so mit uns gemeinsam verarbeiten. Außerdem sehen sie, wie Behandlungen gegen diese Verletzungen und Krankheiten aussehen und wie sie darüber hinaus helfen! Den Kindern da ein Stück ihrer Angst zu nehmen und ihnen ein positives Gefühl im Umgang mit Medizin zu vermitteln, das ist super schön und wichtig!

Das Team.
V.l.n.r.: Jana Kurnik, Alissa Jenney, Claudia Hawlitzky, Katharina Eidher, Anna- Sophia Reitter
© Teddybärkrankenhaus Innsbruck.
Ziel des Teddybär-KH ist es ja, Kindern spielerisch die Angst vor Arztbesuchen zu nehmen. Was beobachtest du dabei? Gibt es da typische Reaktionen oder Momente, die euch nach all den Jahren der Mitarbeit besonders im Gedächtnis geblieben sind?
Was man ganz oft beobachtet, ist diese Verwandlung von Unsicherheit zu Begeisterung. Viele Kinder kommen anfangs ein bisschen schüchtern rein, halten ihren Teddy ganz fest – und nach ein paar Minuten sind sie voll dabei, stellen Fragen, machen bei der Behandlung mit. Bei Kindern, die bereits medizinische Erfahrungen gesammelt haben, spürt man manchmal eine gewisse Vorsicht – aber mit einfühlsamen Worten und kindgerechter Erklärung kann man oft sehr schnell Vertrauen aufbauen und Ängste abbauen. Vor allem das Thema Spritze oder Blutabnehmen wirkt auf viele Kinder anfangs einschüchternd… Und gegen Ende merkt man wirklich, wie viel weniger Unbehagen sie da verspüren! Das ist richtig toll zu sehen.
Was nimmst du persönlich aus deiner Zeit als „Teddy-Doc“ mit: Sei es im Umgang mit Kindern, für die Kommunikation allgemein oder für deinen späteren Berufsweg?
Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, sich wirklich auf die Perspektive der Kinder einzulassen. Ihnen Zeit zu geben, in ihrer Sprache zu sprechen und auch mal eine Behandlung in eine kleine Geschichte zu verpacken. Dabei gibt es keine Grenzen und man kann seiner Fantasie freien Lauf lassen. Diese Fähigkeit zur kindgerechten Kommunikation ist unglaublich wertvoll, nicht nur im späteren Berufsalltag in der Medizin, sondern generell im zwischenmenschlichen Kontakt.
Impressionen. © Teddybärkrankenhaus Innsbruck.
Dieses Jahr gab’s mit dem neuen MRT und der Anästhesiestation wieder neue Angebote. Wie entstehen solche Ideen und worauf achtet ihr bei der Auswahl neuer Stationen?
Viele Ideen entstehen direkt beim Teddybärkrankenhaus. Oft merkt man tatsächlich erst vor Ort, dass da ja noch ein weiterer Bereich existiert, den wir gut kindgerecht erklären könnten und der gut umsetzbar ist. Beim MRT zum Beispiel kam die Idee durch zwei Studierende des MCI, die das ganze dann als Studienprojekt umgesetzt haben.
Es gibt ja eine Vorlesung und ein Skript zur Vorbereitung für das KH. Gibt’s aus deiner Erfahrung heraus bestimmte Tipps oder Herangehensweisen im Umgang mit den Kindern, die besonders gut funktionieren?
Was immer gut funktioniert, ist sich wirklich auf das Kind einzulassen und das Tempo des Kindes zu respektieren. Oft wird dieser Satz gesagt: „Weniger ist oft mehr“… Und ich finde, das passt hier beim Teddybärkrankenhaus einfach richtig gut. Es braucht einfache Begriffe und viel Zuhören. So gelingt das. Und wenn man das Kind dann richtig mit einbezieht – also zum Beispiel: „Was meinst du, was deinem Teddy passiert ist?“ oder „Wie könnte sich dein Teddy jetzt fühlen?“ – entstehen oft richtig schöne Gespräche. Wenn man selbst Freude an der Sache hat, überträgt sich das fast automatisch.
Von Eltern und Kindergärtnern gibt es oft positives Feedback. Gab es bisher Rückmeldungen, die euch besonders berührt oder bestärkt haben?
Ich glaube jedes Feedback bestärkt und bestätigt uns, dass dieses Projekt unheimlich sinnvoll ist und einen so positiven Einfluss auf das Bild vom Krankenhaus und den ÄrztInnen hat. Vorallem von Eltern, die nachmittags mit dabei sind, erhalten wir immer sehr viel positive Rückmeldungen und Dankbarkeit. Dieses Jahr wurden wir beispielsweise von einer Kindergartengruppe mit einem Essenspaket versorgt, das hat uns sehr gefreut!

Impressionen. © Teddybärkrankenhaus Innsbruck.
Bei rund 2.500 Kindern und über 300 Studierenden steckt bestimmt eine Menge Organisation dahinter. Seit der Gründung hat sich das Teddybär-KH ja stark entwickelt. Wie nimmst du diese Entwicklung wahr?
Da sich in den vergangenen Jahren die Organisation trotz des Wachstums so gut gefestigt hat, können wir unsere Zeit und Energie nun auch wieder in neue Ideen und Projekte stecken. Das motiviert und ermöglicht uns einerseits, das Teddybärkrankenhaus noch weiter auszubauen, neue Stationen zu erstellen und noch mehr auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen. Auf der anderen Seite muss man aber auch sagen dass wir durch die letzten Jahre und das durchweg gute Feedback inzwischen auch eine gewisse Erwartungshaltung verspüren, jedes Jahr wieder abzuliefern. Das kann ebenfalls motivieren, aber auch Druck erzeugen. Insofern, dass es gute Teamarbeit und vorausschauende Planung umso wichtiger macht.
Das Teddybär-KH gibt’s ja nicht nur in Innsbruck. Wie eng ist der Austausch mit anderen Standorten? Stimmt ihr euch untereinander ab? Und weißt du, ob es Unterschiede bei der Förderung oder Unterstützung durch Unis oder Kliniken gibt?
Es gibt einen gewissen Austausch, oft informell oder über Social Media, hält sich aber in Grenzen würde ich sagen. Jede Stadt hat ihre eigene Herangehensweise, sei es in der Auswahl der Stationen, im Ablauf oder in der Unterstützung durch die Uni bzw. Klinik. Manche Teddybärkrankenhäuser sind stärker mit den dortigen Unis, Kliniken und Studienvertretungen eingebunden, andere arbeiten meist unabhängig. Aber logischerweise verbindet uns alle die Grundidee, und das kann eben auch zu gutem Austausch führen.
Impressionen. © Teddybärkrankenhaus Innsbruck.
Die Zusammenarbeit mit anderen Studienrichtungen (zum Beispiel vom MCI) oder mit den Tirol Kliniken gehört ja auch dazu. Wie erlebst du diese Kooperation?
Natürlich ist diese Zusammenarbeiten eine unheimliche Bereicherung für uns, die Kinder und die ganze Organisation! Gerade von den Tirol Kliniken werden wir jedes Jahr so toll unterstützt! Außerdem entstehen durch solche Kooperationen auch neue Projekte, wie eben das MRT in Zusammenarbeit mit dem MCI.
Was würdest du dir für die Zukunft des Projekts wünschen – bzgl. Kinder, Studierende oder in Bezug auf die Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit?
Ich würde mir wünschen, dass wir, auch wenn wir immer größer werden, die Organisation immer aufwändiger wird und die Stationen immer umfangreicher, nie den Fokus verlieren: Die Kinder. Sie stehen im Zentrum des Projekts, durch die Augen ihrer Kuscheltiere erleben sie hautnah das Klinikgeschehen, und trotzdem auch aus sicherer Distanz, ohne selbst zu dem Zeitpunkt betroffen zu sein. Also ohne Schmerzen, ohne Angst. Und genau so soll das auch weiterhin für das Teddybärkrankenhaus bleiben. Ich wünsche mir für das Teddybärkankenhaus, dass noch viele Jahre lang ganz vielen Kindern auf spielerische Weise Sorgen und Ängste genommen werden können und dabei weiterhin so berührendes und bestärkendes Feedback und Vertrauen von Eltern, PädagogInnen und den Kindern selbst zurückkommt!
Das „Teddybärkrankenhaus“-Team freut sich jederzeit über tatkräftige Unterstützung! Du kannst dich gern über das Projekt auf der Website https://teddybaerkrankenhaus-ibk.at/ informieren!
Informationen für Kindergärten und Privatpersonen gibt es auf https://teddybaerkrankenhaus-ibk.at/Teilnehmen/.

Jana Kurnik
Social Media - Teddybärkrankenhaus Innsbruck

Nicolas Bauder
Chefredakteur