Thema, Kosmetik

Nickelfrei: Passt auf!

12. April 2021
Warum die Angabe „nickel free“ auf Kosmetikprodukten eine reine Marketingstrategie ist und vieles mehr in diesem Artikel!
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von Valentina Corradini

Nickelallergie: Eine der am weitesten verbreiteten Allergien der Bevölkerung. Ungefähr 15% der Frauen müssen damit rechnen (bei Männern sind es nur 3%), weshalb Käufer:innen immer geduldig auf die Etikette schauen und die Inhaltstoffe durchlesen sollten, bevor sie irgendein Kosmetikprodukt kaufen. Meistens ist das eigentlich gar nicht nötig, weil der „nickelfrei”-Schriftzug immer prominent in der Mitte der Verpackung thront, sodass der/die Käufer:in sich direkt für das angeblich hautfreundlichere Produkt entscheidet. Auch Leute, die keine Nickelallergie haben, kaufen deutlich lieber nickelfrei, weil Kosmetika und Schmuckstücke mit einem solchen Kennzeichen für die meisten verlässlicher klingen, genauso wie „palmölfrei“ oder „parabenfrei“. Der plakative Werbeslogan „Nickelfrei“ mag sehr verlockend klingen, ist aber nicht korrekt.

Die Europäische Union, die seit jeher eine sehr strikte Politik gegen gesundheitsgefährdende Substanzen verfolgt hat, setzte Nickel auf die „Schwarze Liste“ der verbotenen Inhaltsstoffe. Dabei hält sie sich an den Anhang II der Verordnung N. 1223/2009, den rechtlichen Bezugspunkt für die Sicherheit der Kosmetika.

Diesem Metall leisten weitere 1300 Stoffe Gesellschaft, die auf keinen Fall in den Kosmetika eingesetzt werden dürfen. Einige davon sind Pflanzenprodukte, wie Schierling, Tollkirsche und Nikotin, andere sind toxische chemische Verbindungen, wie Arsen und Benzol. Werden diese Substanzen in Kosmetika entdeckt, muss die produzierende Firma mit schwerwiegenden Sanktionen rechnen. Es wird klar, warum der Vermerk „nickelfree“ irreführend ist: Kosmetika sollten schon rein rechtlich kein Nickel enthalten! Es ist ein bisschen so, als ob manche Eissorten damit beworben werden würden, dass sie kein Kokain enthalten.

© Foto von Mathilde Langevin von Pexels.com

Es besteht noch ein weiteres Argument dafür, dass dieser Schriftzug irreführend ist. Kein Produkt kann vollständig zu 100% nickelfrei sein. Es gibt manche Stoffe, und Nickel gehört dazu, die in der Natur überall zu finden sind und sich auch mit den besten Reinigungsverfahren nicht komplett entfernen lassen. Ein augenfälliges Beispiel für das unvermeidbare und naturbedingte Vorhandensein dieses Metalls in Kosmetika sind die “Totes Meer Schlämme”, die schon seit jeher zu therapeutischen Zwecken eingesetzt werden.

Eine Gruppe aus Wissenschaftler:innen untersuchte 2015 Stichproben aus dem Toten Meer und veröffentlichte den Befund in der Zeitschrift „Regulatory, Toxycology and Pharmacology“. Ergebnis: Es ließ sich ein bedenklicher Gehalt an Nickel und Chrom nachweisen. Die EU ist sich natürlich dessen bewusst und in derselben oben genannten Verordnung erlaubt sie kleine Mengen an Nickel, vorausgesetzt, dass es sich nur um Spuren handelt. Das Bundesinstitut für Gesundheitswesen hat versucht, das Wort „Spuren“ zu beziffern und dabei einen Schwellenwert von 0,00001 % (10 mg pro Kg) festgelegt, das ist ein Zehntel der Menge, die Hautreizungen verursachen könnte.

Der Mehrheit der Firmen reicht es, diesen Wert einzuhalten. Es gibt jedoch auch solche, die beschließen, den Nickelgehalt in ihren eigenen Produkten abzumessen, und sich bescheinigen lassen, dass er unter einem bestimmten Anteil liegt (üblicherweise 1 ppm pro Kg, also ein Zehntel weniger als der festgelegte empfohlene Schwellenwert. Genau in diesen Fällen werden die Produkte mit demVermerk „nickel tested“ versehen. Das heißt aber weder, dass in solchen Produkten kein Nickel vorhanden ist, noch dass sie weniger davon enthalten als andere, auf denen dieser Claim nicht erscheint. Nichtdestotrotz sollten Allergiker:innen die Augen offenhalten!

Valentina

Valentina

Redakteurin