
Ippokrateio-Krankenhaus – Thessaloniki (GRC)

Ausbildungsstätte:
Ich war im Ippokrateio-Krankenhaus untergebracht. Das ist eines der öffentlichen Krankenhäuser in Thessaloniki. Meine Abteilung war die Kardiologie. Die Patienten waren im fortgeschrittenen Alter und hatten mehr oder weniger schwerwiegende Probleme. Da es Sommer war, waren die Zimmer nie voll belegt und es herrschte eigentlich immer Arbeitsmangel. Für die wenigen Patienten gab es so sehr viele Ärzte. Mitzubringen war ein weißer Mantel und ein Stethoskop. Mehr war nicht notwendig. Selbst wenn man letzteres nicht mitbrachte – kein Drama.
Arbeit und Ausbildung:
Ich musste um zehn Uhr da sein und habe das Krankenhaus nach zwei bis drei Stunden wieder verlassen, ohne wirklich viel gearbeitet zu haben. Zu Spitzenzeiten saß ich die komplette Zeit im Ärztezimmer und habe gelesen oder Löcher in die Luft geschaut, da sich kein Arzt so richtig für uns zuständig fühlte, leider. Und wegen der Sprachbarriere war es uns auch nicht möglich, etwas auf eigene Faust zu unternehmen. Ein normaler Tag bestand daher erstmal aus 30 Minuten Herumsitzen und Nichtstun. Danach sind wir mit auf Visite gegangen, aber nach kurzer Zeit kannte man auch diese Patienten und durch das Sommerloch hatten wir leider nicht sehr viele. Nach der Visite war für uns dann meistens der Tag vorbei. Das Höchste der Gefühle bestand in eigens durchgeführten Blutdruckmessungen und im Schreiben von EKGs. Aber das war leider auch schon alles, was wir am Patienten machen durften. („Wir“, weil noch zwei andere Auslandsfamulanten auf der gleichen Station waren.)
Karte der Anlage © https://3rdcardio.com/en/patients-visitors/prosvasi/
Wohnen und Essen:
Die Wohnung war sehr gut, ziemlich zentral gelegen und etwa zehn Minuten Fußweg vom Krankenhaus entfernt. Ich wohnte mit vier anderen Studenten zusammen, von denen drei in der gleichen Austauschgruppe waren wie ich. Im gleichen Haus, gleicher Stock, befand sich noch eine andere Wohnung mit fünf Studenten aus meiner Gruppe. So war das Treffen und Pläneschmieden immer sehr einfach, da man nie weit gehen oder wild herumtelefonieren musste. Bei der Verpflegung gab es in der ersten Woche Probleme, da man uns im Krankenhaus schlicht und einfach kein Essen geben wollte. Nach mehrmaligem Nachbohren bei der Partnerorganisation hat es dann auch damit geklappt. Das Essen war nicht das beste, aber besser als nichts. Vor allem, wenn man Pfirsische und Feta mag, denn die gab es nämlich zu jeder Mahlzeit (mittags und abends). Es gibt hier so einige Spezialitäten, die man mal probiert haben sollte, darunter vor allem Gyros (das man an jeder Straßenecke in einem Pitafladen kaufen kann). Tzatsiki oder auhc Süßspeisen wie Baklava.
Wenn man in Thessaloniki am Abend essen geht, ist die richtige Zeit so zwischen 21 und 22 Uhr und dann ist es üblich, sich mehrere Sachen zu bestellen, von denen dann alle essen können. Das sollte man auf jeden Fall mal gemacht haben und dazu einen leckeren Ouzo trinken :).
Finanzielles:
Da Griechenland in der EU ist, benötigt man für einen Monat kein spezielles Visum. Wenn man früh genug bucht, sind die Flüge auch günstig. Für Impfungen braucht man auch nicht einplanen, wenn man die Standardimpfungen bereits hat. Ebenso muss man Geld für Versicherungen auch nicht ausgeben, außer man will zur Sicherheit eine Reiserücktrittsversicherung in Anspruch nehmen, die kostet so um die 10 Euro. Die alltäglichen Gebrauchsgegenstände und Nahrungsmittel sind etwas teurer in Griechenland. Dagegen ist das Reisen hier relativ günstig.
Sonstiges:
Ein Reiseführer über Griechenland / Chalkidiki geht immer. Ansonsten schadet es nicht, mal einen betreuenden Arzt zu fragen, ob er irgendwelche Tipps hat. Wo es zum Beispiel die besten Strände gibt oder was man unbedingt mal gesehen haben sollte.
Insgesamt habe mich dazu entschlossen, die Auslandsfamulatur zu machen, um die medizinische Versorgung des EU-Mitgliedsstaates kennenzulernen. Mir war im Voraus klar, dass ich wahrscheinlich nicht viel Neues und Aufregendes im Krankenhaus mitbekommen werde, aber dennoch hab ich diesen Schritt gemacht. Auf Sterilität gibt man hier nicht so wirklich Acht, und ich habe auch sehr unhygienische Geschichten von den anderen Famulanten gehört. Der Ernährungszustand entspricht dem der mitteleuropäischen Staaten.
Es gibt in Thessaloniki mehrere öffentlich zugängliche Krankenhäuser und auch ein privates Krankenhaus. Jedes Krankenhaus hat mehrmals monatlich „Emergency Day“, d. h., dass die jeweilige Abteilung alle Notfälle der Stadt bekommt und dies ein Tag ist, an dem etwas mehr los ist.
Die freie Zeit habe ich zum Reisen genutzt, um ein bisschen was zu sehen und/oder die warmen Stunden am Strand zu verbringen. Es waren sehr schöne vier Wochen, in denen ich viel über Griechenland, die medizinische Versorgung in Griechenland, aber auch über das Medizinstudium anderer europäischer Länder gelernt habe. Der Austausch mit Studenten aus ganz Europa war eine sehr wertvolle Erfahrung. Ich bereue diesen Schritt nicht und würde ihn wieder gehen, wenn ich noch mal die Chance hätte, eine Auslandsfamulatur zu machen.
Impressionen aus Griechenland © ΓΝΘ Ιπποκράτειο (Facebook)

Julian Will
Beitrag vom März 2010